Freitag, 15. September 2017

Das grosse Wasser und grosse Tiere

Im letzten Beitrag haben wir ein Bild von den Schienen in Sambia gezeigt. Vielleicht kann man sich in etwa vorstellen, wie es in einem Zug zugeht, der mit einer gewissen Geschwindigkeit über diese Schienen holpert: es ist ungefähr so, wie wenn man Murmeln heftig in einer Blechbüchse schüttelt. Die Murmeln sind leider wir – die Passagiere. Die letzte Nacht in Sambia war besonders schlimm, Romy hat befürchtet aus dem Bett zu fallen und deshalb kaum geschlafen.


Doch am nächsten Morgen werden wir für diese Strapazen mehr als entschädigt. Der Zug hält genau an der berühmten Viktoriabrücke und wir dürfen aussteigen und die Brücke, natürlich mit unserem Zug, fotografieren. Es werden hier noch andere Attraktionen angeboten, wie Bungle Jumping, aber dafür haben wir weder Zeit noch Mut.  Ein kleines Stück weiter halten wir im Bahnhof von Victoria Falls. Gleich daneben liegt das berühmte Hotel Victoria Falls, das zu den renommiertesten (und teuersten) Hotels der Welt zählt. Das interessiert uns im Moment weniger. 

Nach der Begrüssung durch einheimische Tänzer hält uns nichts mehr - wir laufen zu den Wasserfällen. Gleich am Anfang steht die Statue des berühmten Afrikaforschers David Livingstone, der als Entdecker der Fälle gilt. Auf einer langen Front stürzt sich das Wasser des Sambesi-Flusses in die tiefe Schlucht. Gischt steigt in die Luft. Leider hat es jetzt in der Trockenzeit nicht so viel Wasser. Romy, die hier schon einmal in einer anderen Jahreszeit war, ist ein wenig enttäuscht. Wir können an der gegenüber liegenden Schluchtkante etwa  einen Kilometer laufen und die Fälle immer wieder aus einer anderen Perspektive bewundern, so auch ein paar Adrenalinsüchtige, die genau an der Stelle, wo sich das Wasser in die Tiefe stürzt, in einem Naturpool baden. Nichts für uns, wir haben etwas anderes vor.


Mit einem Bus fahren wir zu der Grenze nach Botswana und weiter zu der Chobe Safari Lodge, die im Chobe National Park malerisch, direkt am Flussufer liegt. Ja, diese Nacht werden wir in einem fest verankerten Bett verbringen. Aber das ist nicht der Grund, warum wir hier sind. Kaum haben wir das Zimmer bezogen, geht es auf eine Bootstour. 




Und schon bald sind wir vor Begeisterung sprachlos. Wir nähern uns den an einer Insel weidenden Elefanten auf nur wenige Meter. Seelenruhig reissen sie mit ihren Rüsseln grosse Grasbüschel ab und stopfen sie in Maul. Doch sie sind nicht die einzigen Tiere, die wir aus nächster Nähe bewundern können. Jetzt, in der Abendzeit, kommen verschiedene Tierarten zum Fluss um zu trinken: Büffel, Antilopen, Affen, Giraffen und andere. Am Ufer liegen regungslos Krokodile, von den Hippos sehen wir nur die Köpfe aus dem Wasser schauen. Reiher, Marabus, Eisvögel, Schlangenhalsvögel, und, und, und. stolzieren wenige Meter von uns auf und ab. Auf dem Boot werden Getränke serviert, die Sonne versinkt als roter Ball am Horizont - Afrika kann so schön sein…
Die Nacht war ungewohnt ruhig, nicht einmal hat das Bett gerüttelt… Am Morgen gibt es nochmals eine Bootsfahrt. Allerdings sehen wir dabei nicht mehr so viele Tiere wie gestern. 
Romy fotografiert ein Hippo mit weit aufgerissenem Maul. Dazu erzählt der Guide folgende Geschichte: Als der grosse Schöpfergott die Tiere erschaffen hat, fragte er sie, wo sie wohnen möchten. Das Hippo wünschte sich im Fluss zu leben. Doch dazu mussten die Fische ihr Einverständnis geben und sie hatten grosse Angst, gefressen zu werden, denn die Hippos haben ein riesiges Maul. Diese Angst war berechtigt, denn da war schon auch das Krokodil, das auch ein grosses Maul hat und viele Fische frisst. Da versprach das Hippo keine Fische zu fressen und sich nur rein vegetarisch zu ernähern. Um das zu kontrollieren wurde es verpflichtet, jeden Morgen sein Maul weit zu öffnen, damit jeder sehen kann, ob sich dort zwischen den Zähnen keine Fischgräten befinden.
Dann geht es wieder zurück nach Simbabwe wo unser Zug wartet. Und natürlich werden wir wie verlorene Kinder durch das Zugteam mit Sekt begrüsst und von den einheimischen Tänzern verabschiedet. Als Höhepunkt (zumindest für mich) fährt gerade eine Dampflokomotive in den Bahnhof ein und zieht einen nostalgischen Zug hinter her. Wir wurden bis jetzt immer nur von Diesellokomotiven gezogen. Da wir noch genug Zeit bis zu Abfahrt haben, entscheiden wir uns spontan für einen Helikopterflug über den Wasserfällen. Leider sind die 12 Minuten viel zu schnell vorbei. Es ist fantastisch, ja man gönnt sich ja sonst nichts… Unsere Reise geht weiter, in ein paar Tagen werden wir Südafrika erreichen.







                                       

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